Wenn der Stuhl wackelt … warum Selbstführung so wichtig ist!

Wenn der Stuhl wackelt... Selbstführung

Zu einem gesunden und glücklichen Leben gehören aus meiner Sicht vier Bereiche:

  • Die Familie, Freunde und unser gesamtes soziales Leben
  • Die körperliche und geistige Gesundheit. Unser Wohlbefinden!
  • Der Beruf, dem wir viele Stunden am Tag nachgehen
  • Die Finanzen, also das Geld, das uns zum Leben zur Verfügung steht

Was hat das jetzt alles mit einem Stuhl zu tun?

Nun, wenn wir unser Leben mit seinen vier Kernbereichen betrachten und alle stabil sind, steht unser Stuhl des Lebens fest und sicher am Boden. Wir sind glücklich und zufrieden.

Aber wie das Leben so ist, stehen wir immer wieder vor neuen Herausforderungen und einzelne Bereiche geraten ins Wanken, und der Stuhl fängt an zu wackeln.

Wenn ein Stuhlbein wackelt …

Wenn ein Stuhlbein kurzfristig seine Stabilität verliert, bleibt der Stuhl in der Regel stehen.

Zugegeben, es wird ein wenig holpriger, aber wir können genügend Kraft aus den anderen Bereichen schöpfen, um den Stuhl stabil zu halten. Je nach Stärke der anderen Bereiche, kann ein Bereich repariert und die Stabilität wiederhergestellt werden.

Fängt ein weiteres Stuhlbein an zu wackeln …

Kommt es zu weiteren Herausforderungen in anderen Lebensbereichen, wird es kritisch und unsere Stabilität gerät massiv ins Wanken. Entweder bringt es uns direkt zu Fall, wir halten mit viel Kraft noch die Balance oder jede weitere kleine Erschütterung in einem anderen Bereich sorgt für einen Zusammenbruch.

Burn-out und Depression können die Folge sein.

Work-Life-Balance?

Häufig höre und lese ich von Work-Life-Balance. Diese herzustellen sei das ultimative Ziel für Gesundheit und Zufriedenheit.

Wörtlich übersetzt, reden wir hier von der Arbeit-Leben-Balance. Ein ad absurdum, wie ich finde. Das heißt, wenn ich arbeite, lebe ich nicht??? Sollte es nicht vielmehr eine gesunde Balance zwischen Arbeitszeit und Freizeit sein. Zufriedenheit und Lebensqualität in beiden Bereichen.

Meine persönliche Erfahrung in Sachen Selbstführung

Im Jahr 2012 musste ich selbst erleben, wie mein Stuhl ins Wanken geriet. Die sich anschließende Auszeit von 5 Monaten ist rückblickend betrachtet, eine der schmerzlichsten, aber auch wertvollsten Erfahrungen. Monate der kritischen Selbstreflexion, Erlernen neuer Techniken zur Abgrenzung, Stressreduktion, Neuausrichtung, Neubetrachtung und Prävention. Sie hat mich stärker und im positivsten Sinne widerstandsfähiger gemacht.

Was sind meine wichtigsten Erkenntnisse und was sagen meine Klient*innen?

Zeit ist ein kostbares Gut, man hat es selbst in der Hand, sie besser zu managen.

Häufig höre ich von meinen Klient*innen, die ihr Zeitmanagement optimieren wollen: „In meinem Job geht das nicht. Es wird erwartet, dass ich immer erreichbar bin.“

Hmh, ist das wirklich so? Verlangt der Arbeitgeber wirklich, dass ich abends und nachts meine E-Mails checke, späte Telefonkonferenzen mache und gedanklich die halbe Nacht das Meeting am nächsten Tag vorbereite? Mal ehrlich! Muss ich wirklich jedes Wochenende arbeiten und im Urlaub pausenlos die Arbeit überwachen? Wer kennt sie nicht, die Workaholics am Pool, die noch schnell eine Telefonkonferenz machen oder E-Mails beantworten, weil sonst vermeintlich das Unternehmen zusammenbricht.

Wie ist es mit Nein sagen, vertrauen und delegieren als Führungskraft? Muss immer alles perfekt sein und ist es das nur, wenn ich alles selber mache?

Ist es nicht eher so, dass ich gerade als Führungskraft eine Vorbildfunktion und gleichermaßen ein Anrecht auf arbeitsfreie Zeit habe?

Wenn ich jeden Abend spät noch E-Mails verschicke, werden sich die Mitarbeiter genötigt fühlen, es mir gleich zu tun und wenn ich im Urlaub immer erreichbar bin, fühlen sie sich gleichermaßen verpflichtet. Vertrauen haben und geben ist aus meiner Sicht ein Schlüsselfaktor. Ein gutes Team schafft es auch ohne Chef, den Laden am Laufen zu halten. Batterien aufladen müssen alle am Abend und im Urlaub. Zeit für die anderen Stuhlbeine ist ein Muss, damit das Gleichgewicht bleibt und wir zufrieden und gesund sind.

Meine 8 Tipps für mehr Selbstführung

  • Keine E-Mails nach 19:00 Uhr
  • Urlaub ist Urlaub; Vertreter benennen, Vertrauen geben und machen lassen
  • Häufiger kurze Pausen einlegen: Unser Gehirn kann sich Studien zufolge maximal 50 Minuten auf dieselbe Sache konzentrieren.
  • Wichtige Dinge zuerst erledigen: Ansonsten denkt man unterbewusst permanent an diese Aufgaben.
  • Störungen und Pufferzeiten einplanen: Wichtige ungeplante Themen können sonst den ganzen Tagesablauf durcheinanderbringen.
  • Nicht immer erreichbar sein: Wer permanent seine E-Mails offen und das Telefon im Blick hat, kann nicht konzentriert arbeiten. Jede Unterbrechung erfordert, sich wieder neu in das Thema einzuarbeiten.
  • Aufgaben an Mitarbeiter*innen delegieren: Man muss nicht alles selber machen. Verantwortung abgeben heißt, Vertrauen zu zeigen und sich selbst Freiräume zu schaffen.
  • Jeden Tag etwas zum Ausgleich tun: Ein kurzer Spaziergang oder Joggen am Morgen, das Essen mit der Familie, Gitarre spielen, Musik hören, Lesen … was immer Freude macht.